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"Der erste Eindruck war frappierend und überwältigend!"

Spiegeltherapie - oder wie man sein Gehirn austrickst

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Martina wurde bei einem Unfall schwer verletzt: Sie verlor bis auf den Daumen, alle Finger der rechten Hand. Sie berichtet von ihrem Weg, über Phantomschmerzen und wie man das Gehirn täuschen kann. 

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Mit der Spiegeltherapie bin ich zum ersten Mal an der Uniklinik Innsbruck im Juni 2013 in Kontakt gekommen. Nach der schweren Operation befand ich mich noch auf der Observationsstation, als eine Physiotherapeutin den Raum mit einem Spiegel in der Hand betrat und meinte “Das ist etwas für Ihre komplexe Handverletzung”.

Das war ca. in der zweiten Woche nach meinem Unfall, bei dem ich bis auf den Daumen den Rest der rechten Hand verloren habe.

So lernte ich die Spiegeltherapie kennen und probierte bald selbst mit meiner gesunden Hand, die kranke Hand zu spiegeln. Das Gehirn wird hier quasi ausgetrickst und verarbeitet nach einiger Zeit die Information der gesunden Hand so, als käme sie von der Hand mit den fehlenden Gliedmaßen.

 

Der erste Eindruck war frappierend und überwältigend! Ich hatte zu dieser Zeit sehr starke Phantomschmerzen; diese verschwanden sofort, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Damit hatte ich sozusagen “angebissen” und übte von da an täglich selbstständig zwischen 3-4 Mal. Der Erfolg war ein länger anhaltendes schmerzfreies Gefühl, bis zu ein paar Minuten.

Trotz der Spiegeltherapie musste ich weiterhin Schmerzmittle einnehmen. Die kurzen Schmerzpausen und der direkte Erfolg der Therapie haben mich aber begeistert. Mir wurde erklärt, dass Schmerzbilder im Thalamus (im Zwischenhirn) verarbeitet werden: Im Fall von Amputationen können die Schmerzbilder „verdeckt“ werden, indem man mit Bewegungen der gesunden Hand eine vermeintlich gesunde Hand imitiert.

Besonders wichtig für einen annehmbaren Erfolg ist eine hohe Konzentration und die Fähigkeit sich darauf einzulassen, dass man im Spiegel seine gesunde Hand sieht.

 

Ich habe mir auch für zu Hause einen solchen Spiegel gebaut, um nach dem Krankenhausaufenthalt weiterzuüben.

Wenn auch meine Phantomschmerzen immer noch vorhanden sind, so kann ich diese Therapieform nur jedem empfehlen der eine Gliedmaße verloren hat. Wie bei fast jeder Rehabilitation ist auch hier das häufige üben wichtig für den nachhaltigen Erfolg.

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