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"Wenn man nicht regelmäßig daheim seine Übungen macht, dauert der Heilungsprozess viel länger – das macht einen extremen Unterschied."

Profi Freeriderin Eva Walkner über die Wirkung von Physiotherapie

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Die leidenschaftliche Freeride-Sportlerin Eva Walkner ist Freeride Weltmeisterin, hat zahlreiche Freeride-Contests gewonnen und schier unbezwingbare Hänge befahren. Skifahren ist ihre große Passion: Eva begann ihre Karriere zuerst als Rennskifahrerin, bevor sie zum Freeskiing wechselte. Bereits in jungen Jahren war ihr Weg aber immer wieder von schweren Verletzungen gezeichnet. Im Alter von 16 Jahren erlitt sie den ersten Kreuzbandriss, zwei weitere sollten im Laufe der Zeit noch folgen: ein echtes Up-and-Down aus Verletzungen und Come-Backs. Was Eva immer wieder auf die Beine geholfen hat: Eine professionelles Ärzteteam UND Physiotherapie. 

 

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Eva, du bist Extremsportlerin und hast leider auch viele Erfahrungen mit Verletzungen und Rehabilitation gemacht. Worauf kommt es an, wenn man nach einem Sturz wieder auf die Beine kommen will?

 

Meine erste Erkrankung am Knie hatte ich im Alter von ca. 14 Jahren: Morbus Osgood Schlatter. Eine schmerzhafte Reizung im Knie, die oft aus trainingsbedingter Überbelastung bei jungen Sportlern auftritt, die sich noch in einer Wachstumsphase befinden. Ich habe damals zu viel trainiert, aber ich war super motiviert und wollte etwas erreichen – da ist man im Nachhinein oft schlauer. 

Insgesamt hatte ich 3 Kreuzbandrisse, viele Operationen und natürlich jede Menge Physiotherapie. Aus meiner Erfahrung ist es besonders wichtig einen Arzt zu finden, dem man vertraut und genauso einen Physiotherapeuten, der sich Zeit nimmt und auf die individuellen Themen eingeht. Physiotherapie kann auch vor einer OP schon viel Gutes bewirken, um den Körper auf die OP vorzubereiten. Wichtig ist auch schnell zu handeln und nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen, wenn eine Verletzung auftritt. Nach ein paar Wochen ist es oft zu spät oder viel schwieriger ein Problem zu behandeln als direkt. 

 

 

Hast du ein TherapeutInnen-Team, das dich betreut? 

 

Ich habe kein Physiotherapeuten-Team, im Freeride- Skiing gibt es so etwas kaum, aber ein guter Freund, selbst Physiotherapeut und Ausbildner im Bereich Sportphysiotherapie, stand mir immer wieder mit Rat und Tat zur Seite. Oft sind es auch nur Tipps übers Telefon, die mir weiterhelfen – denn ich bin ja auch oft irgendwo im Ausland unterwegs. Und dann habe ich noch besonderes Glück: Mein Partner Chris Schwarzl ist Physiotherapeut. Er ist natürlich immer gern für mich da. Ich habe beispielsweise eine chronische Sehnenscheidenentzündung in den Handgelenken – auch aus Überbelastung in meiner Kindheit. Beim Downhill fahren merke ich z.B. nach einiger Zeit, dass der Schmerz immer stärker wird. Chris wendet dann während der langen Gondelfahrt (20min.) einige physiotherapeutische Techniken an und bis wir oben sind, ist der Schmerz verschwunden. Manchmal staune ich selber noch, wieviel man mit in ein paar Minuten Physiotherapie bewirken kann. Natürlich muss man auch fleißig sein! Vor allem nach einer OP sollte man sich wirklich gut um sich kümmern: Dehnen, Narbengewebe massieren, gesund essen. Da ist Konsequenz gefragt! Wenn man nicht regelmäßig daheim seine Übungen macht, dauert der Heilungsprozess viel länger – das macht einen extremen Unterschied.

 

 

Wie genau hat dir Physiotherapie geholfen, immer wieder auf die Beine zu kommen?

 

Nach meiner dritten Kreuzbandverletzung ist die Heilung nicht optimal verlaufen. Ich hatte sehr lange starke Schmerzen, Narbengewebswucherungen usw. Das war eine schwere Zeit. Ich habe alle möglichen Therapiemöglichkeiten probiert, aber nichts wollte so richtig helfen. Die Schmerzen wollten nicht nachlassen. Bis wir erkannt haben, dass es eigentlich fast Phantomschmerzen sind – in meinem Knie war so weit alles ok, aber der Schmerz war noch da. Dann haben wir mit Schmerztherapie begonnen. Der Schmerz löste sich dadurch langsam und ich konnte wieder mehr trainieren und die Muskeln aktivieren. Mit mehr Muskelaktivität wurden wiederum die Schmerzen weniger. In der Therapie haben wir unter anderem auch mit verschiedenen Tape-Techniken herumexperimentiert, um eine Verbesserung der Schmerzen zu erreichen. Nach gute eineinhalb Jahren, vielen Bemühungen und langsamer Belastungssteigerung konnte ich dann endlich wieder täglich trainieren.

 

 

Hast du Techniken gelernt, die du aus der Physiotherapie mitgenommen hast und die du mit deinem Training kombinierst?

 

Ich bin ein Fan der Faszienrolle. Egal wohin ich verreise, eine Faszienrolle – und wenn es die allerkleinste ist – passt immer in die Tasche. Die Rolle hilft mir ungemein, zum Ausrollen, oberflächlich Muskulatur und Faszien zu aktivieren oder einfach für einen verspannten Nacken. Und ich dehne extrem viel. Wenn ich wenig dehne, merke ich recht schnell wie sich mein Körper verändert – das büßt man recht schnell.

 

 

Wie geht es dir heute? Merkst du noch, dass du so häufig verletzte warst?

 

Mir geht es soweit sehr gut. Meine Kreuzbänder passen,... aber es wäre gelogen, wenn ich sage „Es ist alles so wie früher“. Ich habe Abnützungen, chronische Beschwerden von Übertraining  - wie gesagt, das weiß man als junger Mensch leider noch nicht so genau.

Aber solange ich mich fit halte, Kraft trainiere, dehne und hin und wieder (1x pro Monat) prophylaktisch zum Physiotherapeuten gehe, geht es mir gut. Wenn ich wenig Sport mache (nur 1 oder 2 mal pro Woche), weil zu viele andere Projekte anstehen oder ich viel organisieren muss, kommen schnell Schmerzen in Knie und Rücken. Ich bin quasi verdammt dazu, mein Leben lang Sport zu machen. Je mehr ich trainiere, desto weniger Probleme habe ich. Ich glaube aber allgemein daran, dass viele Schmerzen und Probleme durch gutes Training vermeidbar sind.

 

 

Kannst du Hobby- SkifahrerInnen ein paar Tipps mitgeben, wie man auf seinen Körper schauen kann um Verletzungen vorzubeugen?

 

Ich glaube es ist wichtig sich fit zu halten. Wer gerne Ski fährt, sich im Sommer aber gar nicht bewegt, sollte spätestens im September anfangen zu trainieren. Skifahren macht auch viel mehr Spaß wenn man fit ist, denn für schöne Schwünge braucht man auch Kraft! Wenn man dann bei perfektem Wetter auf der Piste steht, mit wenigen Leuten und freier Fahrt – da ist es schade, wenn der Körper nach 3 Stunden schon müde wird. Und wenn man müde ist, muss man aufhören, denn da ist man extrem verletzungsanfällig: Die Oberschenkel sind müde, die Rumpfmuskulatur ist nicht mehr stabil, man ist unkonzentriert... dann stürzt man schnell und verletzt sich leicht. Trainiert man 2-3x pro Woche, wenn auch nur eine Stunde – das ist die beste Verletzungsprophylaxe: Gutes Training, gute Ernährung, am besten das ganze Jahr, Faszienrolle und Dehnen!

 

 

Was steht bei dir in nächster Zeit im Programm? Training für die Wintersaison?

 

Ja, auf jeden Fall – Trainieren und Fit werden für den Winter. Ich arbeite im Moment aber auch an einigen Projekten. Im Oktober kommt unser Film „Evolution of Dreams“ in die Kinos, ich plane ein Nachwuchsförderprojekt und einige neue Filmprojekte. Es gibt viel zu tun. 

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Evolution of Dreams wird im Herbst 2018 im Rahmen des Freeride Film Festivals zu sehen sein. 

Den Trailer zu "Evolution of Dreams" gibt es bereits hier: https://www.youtube.com/watch?v=uJQRRU2rKoc

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